Gottesdienst zum 22.3.2020

Lätare 2020

Pfarrerin Birgit Schwalbe, Schillingsfürst

EG 452 Er weckt mich alle Morgen

Gebet: Gott, ich komme heute zur dir, mit allem, was mir Angst und das Herz schwer macht; mit allem, was mir Sorge bereitet und mich zum Nachdenken bringt; und mit allem, was mir Freude macht, was mir gelungen ist, wofür ich dankbar bin und wonach ich mich sehne. Ich breite es vor dir aus, weil ich mich zu dir halte. Nimm mich mit allem, was ich bin und was ich sein könnte. Nimm es und nimm mich gnädig an. Durch Jesus Christus. Amen.

Evangelium: Johannes 6,47-51

EG 98 Korn, das in die Erde

Jesaja 66,10-14:

Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, all, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Denn nun dürft ihr saugen und euch satt trinken an den Brüsten ihres Trostes, denn nun dürft ihr reichlich trinken und euch erfreuen an ihrer vollen Mutterbrust. Denn so spricht der Herr; Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach. Da werdet ihr saugen, auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. Ihr werdet’s sehen und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grünen wie Gras. Dann wird man erkennen die Hand des Herrn an seinen Knechten und den Zorn an seinen Feinden.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Sonntag Lätare ist mitten in der Passionszeit, und doch blinkt hier ein Strahl des Osterlichtes auf. Freuet euch, ruft uns heute der Prophet Jesaja entgegen. Grund zur Freude scheint es ja im Moment nicht gerade zu geben. Und die, die in diesen Tagen immer noch meinen, das Leben kann erst einmal weiter gehen wie bisher, und man kann die unerwartet freie Zeit in Cafés oder bei Partys genießen, haben den Ernst der Lage nicht erkannt. Selbst wenn ich nicht erkranke, kann es doch sein, dass jemand durch den Kontakt mit mir angesteckt wird.
Natürlich treiben viele auch andere Sorgen um: Wie wird es weitergehen, wenn wir nicht zur Arbeit gehen können und damit auch kein Geld verdienen? Die Fixkosten bleiben, auch wenn ringsum nichts mehr normal zu sein scheint.
Wie ging es damals den Israeliten, denen der Prophet Jesaja das »Freuet euch« zurief? Sie hatten Unheil erlebt, das sie sich vorher nicht in Ansätzen vorstellen konnten: Die einen im Exil, fern ab der vollkommen zerstörten Heimat, wo sie aber doch überleben konnten. Und schließlich konnten sie auch zurückkehren. Die anderen litten derweil unter der Last der Abgaben an die Besatzer und konnten kaum hoffen, Jerusalem jemals als liebenswerte Heimat wieder aufzubauen. Was hilft in solch trostloser, aussichtsloser Zeit?
Jesaja kennt die Situation der einen wie der anderen. Und er verkündet mit großartigen Bildern, dass diese Stadt den Bewohnern Grund zum Fröhlichsein geben wird. Wieder aufgebaut, voller Schönheit, glanzvoll, überströmend wie eine Mutter, die mit ihrer Fürsorge und vollen Brüsten den Säugling umhegt. Eine Stadt des Friedens, wie es der Name verspricht, der Reichtum der Völker wird sich in ihr widerspiegeln. Und unaufhaltsam wie bei einem Strom ist der Frieden. Dass eine Stadt nach der Zerstörung und den Spuren des Krieges an den Mauern und Menschen wieder so aufblühen wird, ist kaum zu glauben. Die Menschen, die das nach dem 2. Weltkrieg in so mancher unserer Großstädte miterlebt, die vielleicht sogar daran mitgearbeitet haben, werden immer weniger. Vielleicht müsste man sie in diesen Tagen fragen, wie sie den Glauben an eine Zukunft nicht verloren haben.
Wie können wir glauben, dass das Leben wieder schön werden kann? Wie kann das Bild einer blühen- den, friedlichen Stadt Trost und Zukunft geben und die Hoffnung stärken?
Der Prophet Jesaja hält daran fest, er verkündet es mit Vollmacht: »Es wird so sein!« »Ihr werdet es sehen!« Es ist Spruch Gottes: »Ich will euch trösten, wie eine Mutter tröstet.«

Wenn Sie darüber nachdenken, wie trösten Eltern im besten Fall, wenn das Kind sich das Knie aufgeschlagen hat? Sie nehmen es in den Arm, versorgen die Wunde, trocknen die Tränen und sagen. »Es wird alles wieder gut.« Wirklich? Sie sagen es jedenfalls und vertrauen darauf, dass es so sein wird, auch wenn sie es in dem Moment vielleicht nicht garantieren können. Und das Kind? Es glaubt daran, es vertraut, weil es die Eltern sind, die es gut mit ihm meinen.

Es braucht eine vertrauensvolle Beziehung, damit Trost und Trösten gelingen kann. Und nicht nur Vertröstung ist. Trost hat mit Vertrauen und Treue zu tun. Nur wenn ich glaube, dass mein Gegenüber es ernst mit mir meint, nur wenn ich ihm oder ihr vertrauen kann, werde ich getröstet, kann ich hoffen, kann ich wieder fröhlich werden.

Die Frage ist, ob das Volk damals den Worten des Jesaja vertrauen konnte, ob sie sich von den Bildern trösten ließen, ob sie glauben konnten, dass Gott es ernst mit ihnen meint. Von Gott her war es klar, er war auf dem Sinai eine Beziehung mit ihnen eingegangen. Und er hat den Bund mit seinem Volk nicht aufgekündigt, auch wenn es in den Jahren des Exils und im zerstörten Land so aussehen konnte. Trauten sie also dieser Beziehung? Vertrauten sie darauf, dass es so, wie Jesaja es verspricht, wieder werden würde?

Und es ist die Frage heute an uns: Trauen wir der Beziehung zu Gott, zu dem wir durch Jesus, den Christus, Zugang haben, glauben wir an die Kraft Gottes, die alles neu machen wird, die den Frieden möglich macht? Vertrauen wir darauf, dass Kriege beendet werden, dass Städte wieder aufgebaut wer- den, dass Krankheiten nicht im totalen Unheil enden, dass Menschen getröstet werden und der Neuanfang möglich ist?

Vielleicht ist es so, wie bei einem weinenden Kind, wenn die Beziehung stimmt, wenn das Kind sich geborgen fühlt in den Armen der Eltern, kann es den Worten »Es wird alles wieder gut« glauben. Und die Umarmung oder die Hand, die über das Gesicht streicht, macht den Trost spürbar. Es sind Worte, mit denen Jesaja tröstet, und es sind Gesten, die er beschreibt. Auf den Schoß genommen, auf den Knien liebkost, auf dem Arm tragen, reichlich trinken an der Mutterbrust, hautnah, leibhaftig und zärtlich tröstet Gott. Es kommt nun darauf ob wir Gott vertrauen, ihm glauben, an ihm festhalten und seine Hand erkennen. Dann können wir trotz aller Unsicherheit in die Zukunft gehen und die trösten, die ihn nötig haben.

EG 396 Jesu, meine Freude

Gebet: Gott, du Trost der ganzen Welt, wir kommen zu dir mit unseren Fragen und Sorgen, mit unseren Ängsten und Zweifeln, die uns gerade umtreiben.
Wir bitten dich, schenke uns deinen Trost, dass wir trotz allem, was gerade um uns herum geschieht, die Hoffnung nicht verlieren, sondern fröhlich und zuversichtlich unseren Weg gehen.

Wir bitten für die Menschen, die krank sind oder traurig und auf Trost warten, dass wir alle nun Wege finden, wie wir für sie da sein können, ohne uns oder andere zu gefährden.
Wir bitten für die Menschen, die gerade in den unterschiedlichsten Bereichen dafür sorgen, dass unsere Versorgung mit dem Lebensnotwendigen gesichert ist; wir bitten dich auch für die, die sich um die Alten und Kranken kümmern und nach Kräften und mit allen Mitteln versuchen, das Leben kranker Menschen zu bewahren oder zu retten, dass Kraft haben und niemand ihre Arbeit mutwillig erschwert. Sei du bei ihnen mit deinem Geist und stärke sie.

Lass uns so vernünftig sein, diese Zeit der Einschränkung hinzunehmen, um die Verbreitung des Virus so weit wie möglich einzuschränken.
Gott, du Trost der ganzen Welt, sei uns nahe, damit wir uns bald wieder von Herzen freuen können. Amen.

Vaterunser

EG 572 Herr, wir bitten, komm und segne uns

Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse das Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe das Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

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