Renovierung der St.-Veits-Kirche in Tauberzell

tauberzell1Zum Kirchweihfest am 26.10.2014 kann die Kirchengemeinde Tauberzell den Abschluss der über zweijährigen Renovierungsarbeiten an ihrer St.-Veits-Kirche feiern und im Festgottesdienst die Wiedereinweihung begehen.

Die St.-Veits-Kirche wurde im Jahr 1806 nach französischem Baustil erreichtet, nachdem die Vorgängerkirche im Jahr 1803 abgebrannt war. Quellen belegen, dass der damalige Brand durch unachtsamen Umgang mit Feuer (Zigarre?) auf dem Kirchendachboden geschah, auf dem zu damaliger Zeit Heu und Futter gelagert wurde.

Der besondere, auf napoleonische Beamte zurückgehende Baustil der Tauberzeller Kirche zeigt sich beispielsweise an den kunstvolle Rosetten über den Fenstern, ebenso deuten die Halbsäulen an den Schallläden im Turm auf diesen in der Region unüblichen Stil hin. Auch die bläuliche Farbgebung der Zifferblätter, die durch die aktuelle Renovierung wieder zum Vorschein kamen, gaben der Kirche ihre besondere Note.

Die nun abgeschlossene Außenrenovierung wurde im Grunde schon im Jahr 2005 begonnen, nachdem der Dachstuhl vom staatlichen Bauamt in Ansbach, das für die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen mit verantwortlich ist, als dringend eingestuft worden. Eine statische Notsicherung des Dachstuhls geschah noch vor dem 200-jährigen Kirchenjubiläum im Jahr 2006 durch die Zimmerei Dieter Holzinger aus Tauberscheckenbach.

Die Planung übernahm das Ingenieurbüro Günther Neumeier aus Ansbach.

Nach Fertigstellung des Dachstuhls wurde der Innenraum der Kirche mit erheblicher  Eigenleistung der Gemeinde unter Aufsicht des Bauamtes farblich aufgefrischt und eine zurückhaltende Inneninstandsetzung in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt. Ein geotechnisches Gutachten im Jahr 2009 ergab, dass eine Verpressung von Hohlräumen im Fundament der Kirche, sowie eine Teilunterfangung und Tiefengründung notwendig wurde. Außerdem wurde eine Drainierung der hanglagigen Friehofsseite als unerlässliche Maßnahme beschlossen.

Im Herst 2012 begann der erste Bauabschnitt mit den Arbeiten am Fundament, die an eine Spezialfirma aus dem Thüringischen Klettbach (Firma Bennert) vergeben wurde.

Die Erdarbeiten riefen unter anderem die Archäiologen auf den Plan. Diese entdeckten – für Kirchen nicht ungewöhnlich – bei den Ausgrabungen rund um die Kirche Knochenfunde und Mauerreste. Beides lässt sich dadurch erklären, dass der Standort der Kirche heute nicht dergleiche ist als der der Vorgängerkirche. Als im Jahr 1804 die Kirche wieder aufgebaut werden sollte, entschied man sich, den Neubau direkt an die Durchgangsstraße zu stellen. Aus diesem Grund wurden Häuser abgetragen und an anderer Stelle im Dorfinneren wieder aufgebaut. Außerdem steht die Kirche nun zur Hälfte auf dem Friedhof.

Der zweite Bauabschnitt beinhaltete die Turm- und Kirchenschiffinstandsetzung. Dazu wurde im Juni 2013 ein Baugerüst am Turm angebracht (Gerüstbau Fuchs). Die Dachdeckarbeiten wurde an die Firma Menzel Bedachungen (Ansbach) vergeben. Putz- und Maurerarbeiten übernahm die Firma Fuchs-Denkmalpflege (Eisingen) sowie Firma Roland Vorherr aus Freudenbach. Der Steinmetzbetrieb Vorherr war schon vor 200 Jahren am Neubau der Kirche maßgeblich beteiligt.

Mit der Firma Dieter Haag aus Bettwar wurde eine Firma aus der Nachbarschaft für die Spenglerarbeiten verpflichtet. Dachübergänge, Gesimse und der Turmhelm wurden wieder in ausgezeichneten Zustand gebracht.

Auffallend ist, dass die Turmkugel einige Schusslöcher aufwies. Die Vergoldung und denkmalpflegerische Aufarbeitung der Kirchturmspitze (mit Kreuz) übernahm Restaurator Pallas aus Rothenburg.

Im Spätherbst 2013 wurde das Kirchenschiff eingerüstet. Sodann wartete man längere Zeit auf den Fortgang der Arbeiten. Ein für die Tauberzeller Gottesdienstbesucher unvergessliches Erlebnis war der Buß- und Bettagsgottesdienst im November 2013. Während des Abendgottesdienstes wurde nämlich das Dach des Kirchenschiffes neu neu eingedeckt. Die Gemeinde war erstaunt, der Gottesdienst wurde durch kaum vernehmliches, aber ständiges Klopfen und Hämmern begleitet. Pfarrer Raithel bezog in das Fürbittengebet der Gemeinde die auf dem Dach arbeitenden Männer mit ein. Gott sei es gedankt, dass die gesamten Bauarbeiten ohne Unfall erledigt werden konnten.

Eine letzte Besonderheit entdeckten man, als es an die Restaurierung der Zifferblätter ging. Nachdem die alten Kupferzifferblättern abgenommen waren, entdeckte man darunter die Zifferblätter der Ursprungskirche. Diese wurden auf dem Stein aufgemaltbzw. durch kunstvolle Steinmetzarbeiten und mit Eisenverkleidungen angebracht. Die neu renovierte Kirche hat nun ihre alten Steinuhren wieder, die in Gold und Blau gehalten die Vorbeigehenden grüßen.

Noch nicht ganz abgeschlossen ist die komplette Wiederherstellung der Außenanlagen rund um die Kirche. Die Pflasterarbeiten wurden von der Firma Breitenbücher aus Steinsfeld ausgeführt.

Auch der Zugang zum Friedhof mit dem neu aufgemauerten Torbogen, der in Eigenleistung wieder hergerichtet wurde, und dem schmiedeeisernen Friedhofstor ist wieder sehenswert. Das Friedhofstor wurde in der Werkstatt der Firma Schlosserei und Landmaschinen Wagner in Neustett wieder sehr sorgfältig und fachmännisch genau wieder hergestellt.

Die Gestaltung des Vorplatzes zwischen Dorfdurchgangsstaße und Kirche ist noch nicht fertiggestellt. Doch auch hier gilt: „Gut Ding will Weile haben“. Ein Sinnspruch, den die Tauberzeller im Zusammenhang  mit ihrer Kirchenrenovierung  inzwischen verinnerlicht haben.

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